Ich höre sie schon am Eingang und spüre die allgemeine Spannung in dem großen Supermarkt: eine Gruppe Jugendlicher zieht laut und grob durch die Regalreihen; sie schreien sich gegenseitig an, checken sich, verbreiten Unruhe. Die meisten Kunden machen einen Umweg um die Gruppe.

Ich versuche, mich aus einiger Entfernung mit SKY einzuloggen; es gelingt nicht. Dann folge ich der Gruppe und bin an der Kasse direkt hinter ihnen.

Weiter lautes Gegröle, vor mir deutet einer einen Kopfstoß an.

Jetzt bin ich mit SKY „drin“ – die Gefühle innere Einsamkeit, Sehnsucht nach Zuwendung, Zugehörigkeit, ziehen in Sekundenbruchteilen durch meinen Kopf.

Das Kassenband ist voll beladen mit Alkoholflaschen. Die Kassiererin beginnt einzuscannen. Da beginnt plötzlich ein Jugendlicher: „Jetzt haltet doch mal die Klappe“! Der nächste: „o.k. Alter“! Durch die Gruppe geht einen unsichtbare Bewegung: „Seht doch mal die arme Frau hinter der Kasse, die ist doch total gestresst“!  Dann die Frage: „Haben wir Sie wirklich gestresst? Das wollten wir nicht“! „Wir sind nämlich eigentlich gar nicht so“. Ganz friedlich packen sie  mehrere Tüten mit Flaschen voll und verabschieden sich höflich.

Doch SKY hat nicht nur nach vorne gewirkt: Anfangs stand ich allein hinter der Gruppe. Jetzt, als ich mich umsehe, mehrere lächelnde Menschen hinter mir: „Ja mei, die Jugend“, sagt einer.

25. Juni 2012 Wolfgang Huber